Der
vorsokratische Philosoph Heraklit sah sich als Teil einer waltenden
Weltvernunft, die er in der Einkehr zu sich selbst zu finden wusste.
Philosophisch ging es ihm weniger um Wissen als um innere Einsicht.
Der Mensch stand bei Heraklit nicht im Vordergrund, sein Schicksal
war in die Weltvernunft verstrickt der er nicht entgehen konnte. In
seinen Fragmenten hinterließ uns dieser „Dunkle“ Denker, wie er
auch genannt wurde, eine tiefsinnige ökologische Weltsicht. Seine
Suche nach einer kosmischen Einheit und Verbundenheit der natürlichen
Vielfalt der Dinge und Wesen können wir als einen ersten Ansatz zum
ökologischen Denken sehen. Er glaubte an eine Welt ständigen
Wandels, des „ewigen Werdens“. Für ihn war alles „Statische“
eine Täuschung und er lehrte den ständigen Wandel aller Dinge.
Diesen „Wandel“ brachte er in seinem berühmtesten Fragment zum
Ausdruck: „man kann nicht zweimal in den selben Fluss steigen“.
Das
erste Fragment des Heraklit lautet:
„Die
Natur liebt es sich zu verbergen“.
Dieser
Satz ist eine ökologische Tatsache. Was in der Natur vor sich geht
kann man oft nicht erkennen, ihre tieferen Vorgänge finden im
Verborgenen statt. Viele Symbiosen der Natur, wie die zwischen Pilzen
und Bäumen, Insekten und Pflanzen sind für das Auge des Menschen
meistens nicht erkennbar.
Fragment
5 und 6 sagt aus:
„5 Das Feuer ist Mangel
und Sättigung“.
„6 Alles wird das
Feuer, wenn es hereinbricht, richten und ergreifen“.
Wir
können jedes Jahr verheerende Waldbrände beobachten, die in den
großen Wäldern der Erde ausbrechen. Für uns Menschen ist dies eine
Katastrophe, für die Wälder langfristig aber eine notwendige
Erneuerung und Verjüngung. In den Nadelwäldern des Nordens sammeln
sich große Mengen unverotteter Nadelstreu an. Schlägt ein Blitz
ein, (Fragment 4: Der Steuermann des Weltalls ist der
Blitz“) kann es sich entzünden
und die Wälder gehen in Flammen auf. Denn zuviele Nährstoffe werden
im Lauf vieler Jahre festgelegt und auch der Baumbestand ist
vielleicht überaltert und macht nach dem Feuer jungem Wuchs neuen
Platz.
Die
Natur ist Geschehen, Zyklus- alles ist im Fluss! Nichts ist starr und
unbeweglich, alles ist Prozess von Werden und Vergehen.
Heraklit
war der erste Philosoph der ökologische Gedanken in die Philosophie
einführte. Sein Ausgangspunkt war die exakte Naturbeobachtung, so
heißt es in Fragment 16:
„verbindungen gehen
ein: Ganzes und Nichtganzes; Übereinstimmmendes und Verschiedenes.
Akkorde und Dissonanzen; und aus Allem wird Eines und aus Einem
Alles“.
Stoffkreislauf
und Energiefluss bilden das Fundament der Ökosysteme. Diese Systeme,
und mit ihnen die Natur selbst, sind deshalb aus sich heraus immer in
Veränderung (Wandel). Die Natur kennt keine Stagnation, stets ist
sie im Wandel begriffen. Der heutige Tag ist einmalig und gleicht in
seinem Ablauf keinem anderen Tag; kein Jahr gleicht dem
vorausgegangenen; selbst die Ozeane ändern sich ständig, jeder
Organismus befindet sich in einer dauernden Dynamik, denn: „Jedes
mal wenn wir in den Fluss steigen führt er neues Wasser!“
Ökologisch
gesehen scheint die Natur die Abwesenheit des Menschen zu lieben,
denn er ist der einzige der sich keinem Kreislauf anpassen kann.
Vielleicht könnte er es wenn er dazu bereit wäre dies zu lernen.
Wir Menschen müssen uns mit den dynamischen Abläufen der Natur
vertraut machen uns anpassen und akzeptieren.
Die
beobachtung der ökologischen Gegebenheiten der Natur darf für die
Menschen nichts weltfremdes sein sondern eine lebensnotwendige
Strategie für eine Erde, die, wenn es sein muss auch ohne den
Menschen weiterexistieren wird.
Lit.Hinweise:
Nestle:
Die Vorsokratiker- Fragmente des Heraklit.
J.
Reichholf: Leben und Überleben.
hukwa