„Hegel ist das
Schicksal der Philosophie,
an ihm hat sich zu
messen,
was Philosophie sein
kann“. Silvia Markun
In „Subjekt-Objekt“
schreibt Ernst Bloch über Hegel: „Mit Hegel und seinem
platonischen Erbe muss sich also auseinandersetzen, wer heute
dialektisch philosophiert... Hegels Werk glaubt zwar am Ende zu sein,
doch das war ideologischer Schein. Die Welt geht weiter, in Mühe und
Hoffnung weiter, mit ihr auch das Hegelsche Licht“.
Hegel hat uns eine
Philosophie der realen Möglichkeit hinterlassen. Vor etwa zwanzig
Jahren sagte ein Philosoph zu mir, um Hegel zu verstehen müsste man
Hegelianer sein. Nun, ich bin nie einer geworden dennoch will ich das
Risiko einer freien, kurzgefassten Interpretation über Hegels
Philosophie auf mich nehmen.
Nach der „Philosophie der
Weltgeschichte“ ist die Weltgeschichte zu begreifen als die
Entwicklung und Selbstverwirklichung des „Weltgeistes“, der
absoluten Vernunft und somit als der „Fortschritt im Bewusstsein
der Freiheit“. Die Philosophie ist denkende Betrachtung der
Geschichte, und in dem ich die Geschichte betrachte und mich selbst
als Teil der Geschichte sehe beginnt in mir eine Entwicklung die zur
„Selbsterscheinung des absoluten Geistes“ führt. Der Geist
entwickelt sich vom gemeinen Bewusstsein zum philosophischen
Bewusstsein. Diese real-philosophische Erfahrung die erfahrbar ist
wurde für mich das, was man als „Hegelsches Licht“ bezeichnet.
Hegel erklärt uns, dass der
Geist aus der Sphäre des Objektiven zum Subjektiven zurückkehren
kann, dies nennt er den „absoluten Geist“. Der absolute Geist
erfasst das Wissen der absoluten Idee, somit der Wahrheit allen
Seins. Dies ist die Aufwärtsbewegung in der Natur als auch im Geist,
ein Gedanke den wir auch bei Spinoza finden, über den Hegel sagt:
„Wenn man anfängt zu philosophieren, muss die Seele sich baden
in Spinozas Äther der einen Substanz, in der Alles, was man für
wahr gehalten hat, untergegangen ist“.
Dieser Gedankenzug Hegels
erscheint mir sehr platonisch. Und in der Hegelschen Philosophie
erscheinen immer wieder Grundgedanken die zur platonischen Anamnesis
führen, derzufolge jede Entwicklung von Neuem nur eine
Wiederentdeckung und Wiedererinnerung vom Ewigen ist. Im Hegelschen
Terminus „Er-innerung“ wird schließlich die Welt zum
„Weltinnenraum“.
Es ist schon fast ein
hermetischer Kreis sprachlicher Offenbarungen, der aus diesem
Weltinnenraum der Hegelschen Philosophie erklingt. Es ist die Sprache
des Einen und Auserwählten, der zweifelsohne die wichtigste
Philosophie seiner Zeit niedergeschrieben hat. Und es verwundert
deswegen nicht, wenn viele seiner Anhänger bis heute in seiner
Philosophie eine Art „Hegelsches Evangelium“ sehen. Was nun den
Wurzeln dieser Philosophie entsprießt, soll auf eine Zeit hindeuten,
in der es nicht mehr verschiedene Philosophien geben soll, sondern
nur noch eine einzige Philosophie – die Hegelsche!
Doch solche Einheitsentwürfe
werden immer wieder gesprengt durch andere Philosophen. Selbst ein
philosophischer Geist wie Karl Marx, der in der Massenwirkung alle
übertraf, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass man die
Philosophie nicht in ein religiöses Gefängnis sperren kann.
Philosophie ist ein Wesenszug des Menschen und sie ist nie zu Ende
sondern immer im Werden. Hegel ist der erste Philosoph der es
fertiggebracht hat die gesamte Philosophiegeschichte aufzuarbeiten,
sich anzueignen und weiter zu geben. Dies ist bis heute die
großartigste Leistung der Philosophiegeschichte. Doch das „Hegelsche
Licht“ kann auch blenden und es kann dann passieren, dass der
„Geblendete“ nichts mehr erkennt außer – Hegel.
Immer aber strebt der
menschliche Geist danach sich zu vereinen mit der allumfassenden
Substanz des Daseins und diese Aufwärtsbewegung des menschlichen
Geistes hat Hegel auf großartige Weise erkannt.
Lit.Hinweise:
Silvia Markun: Ernst Bloch.
Hans Saner: Karl Jaspers
Ernst Bloch: Subjekt-Objekt
Hegel: Einleitung in die
Geschichte der Philosophie.
Ernst Bloch: Revision des
Marxismus.
David Gross:
Bewusstseinsveränderung durch revolutionäre Phantasie.
Marco de Angelis: Die
Philosophie von G.W.F. Hegel
hukwa