Sonntag, 31. Mai 2020

Botanische Seltenheit - Campanula baumgarten

Fotos©UteKW


Die nur im Odenwald und Pfälzerwald vorkommende Lanzenblättrige Glockenblume, hat mehrere Standorte im Trippstadter Wald.

hukwa

Nachmittag im Wald

Die alten Kiefern 
atmen Zeit 
Sandsteinblöcke 
erscheinen 
wie gehauene Buddhaköpfe 
zwischen mächtigen Eichen 
alt und grau 
das Lied der Amsel 
der Duft von Fichtenharz 
weht über die Wiese 
in flehenden Erwarten  
der gelbe Ginster 
am Wegrand blüht. 
hukwa

Samstag, 23. Mai 2020

Seinsvergessenheit und Nihilismus

Foto©UteKW

Am Ende wird es offenbar,
was Wachslicht und was Talglicht war“.
A. Schopenhauer

Lasciate ogni speranza voi chèntrate“. Dante

Im Einklang mit dem Zeitgeist der Konsumgesellschaft zu stehen, bedeutet, den obigen Satz von Dante zu bejahen, der lautet: „Die ihr hier eintretet, lasset alle Hoffnung fahren“.
Die Konsumsucht die in unserer Gesellschaft vorherrscht sprengt lange schon alle moralische und ethische Grenzen. Sie bedroht und vernichtet jeden aufkeimenden Seinsgedanken schon im Anfangsstadium. Die Religionswissenschaftlerin Joanna Macy schrieb vor einigen Jahren: „Viele Menschen erleben die Welt als ein Schlachtfeld auf dem Gut und Böse gegeneinander angetreten sind und die Kräfte des Lichts mit den Kräften der Finsternis ringen“.
Es scheint als ob das Sein der Menschen in einem schwarzen Loch verschwindet, verschluckt von den Gespenstern des Nihilismus. Denn wo das Sein vergessen wird beginnt die Herrschaft des Unmenschen.
Das Sein ist symbiotisch – es verbindet die Einzelnen mit dem kosmischen Band, mit der Weltfamilie, mit allen natürlichen Erscheinungen des Planeten und des Kosmos.
Der Materialismus ging aus der Entwicklung des Rationalismus hervor und führte schließlich zur Wissenschaftsgläubigkeit des 19.Jahrhunderts. Damals ist es soweit gekommen das dass philosophische Denken einen Rückfall erlitt der in den „finsteren Cartessianismus“ führte. Ihm folgte der Triumph des Positivismus unter dem die Natur und der freie Geist noch noch heute leiden.
Der einzige zeitgenössische Hegelbiograph und Schüler von Georg Friedrich Wilhelm Hegel, Karl Rosenkranz, schrieb in seinem Vorwort zu „Hegels Leben“, 1844: „Scheint es nicht, als seien wir Heutigen nur die Totengräber und Denkmalsetzer für die Philosophen, welche die zweite Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts gebar, um in der ersten des jetzigen zu sterben? Kant fing 1804 dies Sterben der deutschen Philosopühen an. Ihm folgten Fichte, Jacobi,Solger, Reinhold, Krause, Schleiermacher, W.v.Humboldt, Fr. Schlegel, Hebart, Baader, Wagner, Windischmann, Fries und so viele andere... Sehen wir Nachwuchs für jene Ernte des Todes? Sind wir fähig, in die zweite Hälfte unseres Jahrhunderts ebenfalls eine heilige Denkerschar hinüberzusenden? Leben unter unseren Jünglingen die , welchen platonischer Enthusiasmus und aristotelische Arbeitsseligkeit das Gemüt zu unsterblicher Anstrengung für die Spekulation begeistert...?
Die Philosophen die nun antraten Marx, Feuerbach, Strauß u.a. versuchten nun jeder auf seine materialistisch-denkerische Art dem dahinsiechenden Idealismus den letzten Todesstoß zu versetzen. Wir brauchen ihnen nur jene Namen gegenüberzustellen die zu Beginn des 19. Jahrhunderts leuchteten Goethe, Schiller, Fichte, Schelling, Hegel um den Weg der in den Materialismus führte nachzuvolllziehen, um zu erfassen was Wachslicht und was Talglicht ist.



Literaturhinweise:

A. Schopenhauer: Gesammelte Werke.

Dante: Göttliche Komödie.

Joanna Macy: Die Welt als Geliebte.

Karl Rosenkranz: Hegels Leben.

hukwa

Donnerstag, 21. Mai 2020

Triumphierende Orks

Es sind die Schmutzwässer der Zivilisation, des Konsums und des turbokapitalistischen Bewusstseins die Sinn und Geist verunreinigen. Es fehlt der Respekt vor dem Daseienden, dem naturmäßigen Gewordenem. Die Menschen sind gefesselt an ihr eigenes Unvermögen, aus dem letzten Stück Natur werden Industrielandschaften gemacht. Kurzum: die Orks triumphieren! Es sollte Aufgabe jeden Einzelnen sein, durch Denken den Geist in alller Kreatur zu finden, wir erfahren die Natur dadurch dass wir sie durch-denken.
hukwa

Dienstag, 19. Mai 2020

Naturkreislauf

Die Natur erkennt sich in un zu sich selbst, sie kommt in uns zu sich Selbst. Unser Dasein ist nur im Naturzusammenhang denkbar, nur mit ihr zusammen ist der Mensch ganzheitlich.
Im Sinne Goethes:
Natur! 
Wir sind von ihr umgeben und umschlungen - 
unvermögend aus ihr herauszutreten, und  
unvermögend tiefer in sie hineinzukommen... 
Ungebeten und ungewarnt nimmt uns die Natur in ihren Kreislauf auf. Dies sollte man immer vor Augen haben.
hukwa

Sonntag, 17. Mai 2020

Abseits der großen Städte

Hier lebe ich 
ABSEITS
der großen Städte
die Forelle lehrete mich
das SCHWEIGEN
in diesem Waldtal
lehrte mich
gegen die STRÖMUNG
zu laufen
ich fand die Spuren im Wald
doch ich SCHWEIGE
über die Zeichen
es ist leichter für die Masse
sich DENKEN zu lassen
als SELBERZUDENKEN 
mit ein Grund meines Schweigens
zieht weiter
mit der Karawane des Konsums 
weg von hier
wir brauchen euch hier nicht
mit ihren Siegen und Niederlagen
lebe ich meine eigene Geschichte
eure ist mir zu Ohnmächtig
ich bleibe hier
ziehe nicht mit
höre was die Steine sagen
und frage mich:
wohin der Reiher fliegt.
hukwa

Donnerstag, 14. Mai 2020

Mensch-Natur-Verhältnis

"Man kann sich schwerlich Vorstellen,
dass die Zahlen und Gleichungen,
mit denen wir an unserem Schreibtisch spielen,
etwas mit der wirklichen Welt zu tun haben".
    Steven Weinsberg, Nobelpreisträger der Physik  

Wir müssen das Gesamte Mensch-Natur-Verhältnis neu transformieren, es auf einem neuen Fundament wieder aufstellen. Etwas hat sich verändert und will wahrgenommen werden. Das "Haus des Seins" hat Risse bekommen und steht kurz vor dem Zusammenbruch. Es ist an der Zeit dass der Mensch damit beginnt sich mit der ganzen Ökosphäre zu identifizieren.
hukwa

Mittwoch, 13. Mai 2020

Vor einer Akelei stehend

Heute Morgen stand ich einige Zeit vor der wunderschönen Akelei im Schattengarten. Seit vielen Jahren wächst sie hier im Verbund mit Schöllkraut und Farn. Nur die langrüsseligen Hummeln kommen an ihren Nektar, den Bienen ist der Zugang zu ihren Blüten verboten, es sei denn sie brechen sie auf. Die Akelei ist eine uralte Heilpflanze. Etwas Märchenhaftes strahlt von ihr aus, ein Glanz der mich irgendwie in die Vergangenheit führt. Mir scheint immer dass sie in ihrer Blütenhaften Offenbarung ein geheimnis verbirgt.
Seltsamerweise bedeutet das lateinische Wort für "Offenbarung", revelatio, nichts anderes als Wieder-Verschleierung.
hukwa

Montag, 11. Mai 2020

Gartenwunder

Mein erster Weg am frühen Morgen führt in den Garten. Das geballte Grün nehme ich mit allen Sinnen auf. Jetzt blühen Akelei und Schöllkraut. Die Krähe Kra sitzt im Ahorn und wartet auf ihr Frühstück. Unter einem vermoosten Stein haust seit Jahren eine Unke, ich besuche sie fast täglich. Meisen und Grasmücken, Sperling und Zaunkönig zwitschern fröhlich. Der kleinste Garten ist ein Wunder, ein einziger Kosmos wenn man sich Mühe gibt ihn zu entdecken.
hukwa

Samstag, 9. Mai 2020

In Wahrheit sind wir alle nur Schatten


Foto©UteKW

Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
und zuletzt des Lichts begierig,
Bist du, Schmetterling, verbrannt.
Goethe

In der Regel schreibe ich immer im gleichen Raum, in meinem Arbeitszimmer. Mir scheint, dass dieser Raum sich in vielen Jahren mit meinen Gedanken angefüllt hat. Als ich gestern Abend in den Tagebüchern von Nathaniel Hawthorne gelesen habe wunderte ich mich nicht über einen Abschnitt den er im Jahre 1840 geschrieben hat: „Hier bin ich in meinem gewohnten Zimmer, wo ich immer zu sein scheine. Hier habe ich viele Geschichten abgeschlossen, viele,die ich später verbrannt habe, viele, dieses Flammenschicksal zweifellos verdienten. Es ist ein verhexter Raum, weil Tausende und Abertausende von Visionen ihn bevölkert haben, von denen einige nun der Welt sichtbar geworden sind...Heute fange ich an zu begreifen, warum ich so lange Jahre ein Gefangener dieses einsamen Zimmers gewesen bin und warum ich seine unsichtbaren Gitter nicht zerbrechen konnte. Wenn mir der Ausbruch früher geglückt wäre, so wäre ich heute hart und spröd, und mein Herz wäre bedeckt mit Erdenstaub...In Wahrheit sind wir alle Schatten“.
Ich kenne solche Gedanken und habe sie oft selbst. Mein Interesse an diesen Aufzeichnungen gilt vor allem dem letzten Satz: „In Wahrheit sind wir alle nur Schatten“.
Vielleicht sind wir alle nur der Schatten von etwas größerem, das hinter uns steht und das erkannt werden will. Etwas das sich dieses Schattens bemächtigen will und somit unser wahres Wesen- unser Menschsein gebären will.
Eine Art von Entelechie, die nach Aristoteles zugleich ein Formprinzip und ein Entwicklungsprinzip ist. Zweck jeden Wesens ist die Selbstverwirklichung seiner Form anders würden wir hart und spröde bleiben, in den Worten Goethes ausgesprochen: „geprägte Form, die lebend sich enwickelt“. Es ist das werde der du bist im großen Spiel des Stirb und werde – der Weg vom Schatten zum Menschsein.
Wir müssen ins Unendliche denken, wollen wir das Endliche erkennen oder in den Worten Goethes:
Und solang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.
J.W. Goethe


hukwa 

Donnerstag, 7. Mai 2020

Denken in den Wäldern

Die Menschen sind so profan geworden dass sie überhaupt nicht wissen dass alles Lebendige ein Wunder ist. Heute Morgen saß ich an einer freudig sprudelnden Quelle im Wald, lauschte dem Konzert der Singvögel und bewunderte die Pracht der Wildblumen. Meine Gedanken weilten bei den Bäumen, Felsen, Tieren und Pflanzen die um mich herum waren. Reine Gedanken! Befreit von den Konsum- und Schmutzwässern der Gesellschaft. In den Wäldern soll der Mensch metaphysisch denken.
hukwa

Mittwoch, 6. Mai 2020

Pantha rei oder das Symbolon

Am frühen Morgen saß ich im Auwald und las in Vladimirs Soloukhins Buch "die Pflanzen". Darinnen diesen Abschnitt gefunden: "Wir zertrampeln die Kräuter zu Staub, wir entblößen die Erde durch Bulldozer und Traktoren, wir bedecken sie mit Beton und glühendem Asphalt. um uns von den Abfällen zu befreien, den unsere Höllenmaschinen übrig lassen übergießen wir sie mit Öl, Asphalt, Säuren, Alkalis und anderen Giften. Verfügen wir über so viele Pflanzen? Ich kann mir vorstellen das der Mensch gezwungen ist irgendwann in einer Wüste zu leben, weil er allles Lebnswerte vernichtet".
Die alte griechiche Weisheit pantha rei, alles fließt - zog durch meine Gedanken nach dem Lesen. Ich betrachtete die wunderschöne Blütenpracht und der Logos Gedanke des heraklit kam mir in den Sinn, demzufolge der Logos sich als ein und derselbe sowohl in unserer Seele als auch in der Welt befinde und es deshalb dem Menschen möglich sei, mit seinem Verstand zu deuten, was die Sinne ihm andeuten. In solchen Momenten werden die philosophischen Symbole (symbolon) zur äußeren und inneren Wirklichkeit.
hukwa

Dienstag, 5. Mai 2020

Morgenstimmung im Auwald in Trippstadt

Foto©Hans Wagner
hukwa

Früh am Morgen

Am frühen Morgen noch vor Sonnenaufgang in den Wald gegangen. Eine Stunde lang dem Vogelkonzert gelauscht.
Auferwacht aus den Wirren 
einer Traum durchtränkten Nacht  
will der Morgen uns versöhnen 
mit dem Schattenland der Nacht. 

In der frühen Morgenstunde 
scheinst du uns in roter Pracht 
und in dem verklärten Scheine 
eine andere Welt erwacht. 
hukwa
 

Montag, 4. Mai 2020

Schmetterlingstraum

Einst träumte Dschuang Dschou, dass er ein Schmetterling sei, ein flatternder Schmetterling, der sich wohl und glücklich fühlte und nichts wusste von Dschuang Dschou. Plötzlich wachte er auf: da war er wieder wirklich und wahrhaftig er selbst. Nun weiß ich nicht, ob Dschuang Dschou geträumt hat, dass er ein Schmetterling sei, oder ob der Schmetterling geträumt hat, dass er Dschuang Dschou sei obwohl doch zwischen Dschuag Dschou und dem Schmetterling sicher ein Unterschied ist. So ist es mit der Wandlung der Dinge.
Auszug: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland

Sonntag, 3. Mai 2020

Maiblüte beim Haselbrunnen

Früh am Morgen war ich in dem kleinen Auwäldchen beim Haselechterbrunnen. Die Sumpfdotterblummen stehen in voller Blüte, ein gelbes sonniges Meeer mitten im Wald, wunderschön. Ich achtete mal genau daruf was hier so alles wächst und blüht und wurde überrascht. So fand ich. Scharbockskraut, Aronstab, Maiglöckchen, Wiesenschlüsselblume, Rasenschmiele, Gelber Eisenhut, Gemeine Waldrebe und Bärlauch auf engstem Raum.
hukwa

Samstag, 2. Mai 2020

Geist und Natur


Foto©UteKW



Wie dieses Wesen beschaffen ist,
werden wir an geeigneter Stelle darlegen,
-insbesondere, dass es in der Kenntnis
jener Vereinigung besteht,
die der Geist mit der
Gesamtheit der Natur eingeht.
Benedict Spinoza – Die Ethik


„Zwischen uns und die Natur“, sagte Bergson, „legt sich ein dichter Schleier gewebt aus den Notwendigkeiten unseres praktischen Lebens“.
Wenn wir Natur in ihrem metaphysischen Grunde schauen, offenbart sie sich uns als eine höhere Wirklichkeit. In unserer oberflächlichen Erkenntnis der Naturerscheinungen, erkennen wir nicht die Wirklichkeit der Natur sondern nur einen deformierten Begriff von ihr. Wir erkennen nicht mehr die „schaffende Kraft“ die in ihr wirkt (Schelling). Auch nicht die Intelligenz die als Natur wirkt (Kant). Das Begreifen des Ganzen, der Natur in ihren Zusammenhängen, die für den Menschen Bedingung seiner Existenz sind, ist für Schelling nur im Wesensbegriff des Naturganzen denkbar.
In diesem „Naturschauen“ enthüllt sich dem der sich mit der Natur auf metaphysischer Basis auseinandersetzt, die wahre Realität und vermittelt eine Intensivierung des Lebensgefühls.
Metaphysik ist die erkenntnistheorethische Betrachtung der inneren Natur, das Gegenteil zur heutigen sinnfälligen und grobstofflichen „Außenseite“, die es ja in der Wirklichkeit überhaupt nicht gibt. Metaphysisches Denken ist das Erfassen des Wesenskern der Dinge, das - über das mechanische hinaus-gehende. Unter der Herrschaft dieses ausschließlich mechanischen Denkens verliert man den Blick dafür, dass sich unser Dasein in jedem Augenblick aus unserem Geist heraus und somit aus den Tiefen der Natur heraus erneuert. Schließlich ist der Geist mehr als die Summe unseres Denkens, er ist die Idee, das Eidos, das objektive Weltprinzip wie es Plato nannte. Dies hat besonders Hegel betont in dem er versuchte Geist und Natur zu verbinden. Am Schluss des ersten Bandes seiner „Enzyklopädie“ von 1830 über die „Wissenschaft der Logik“ schreibt er über diese Verbindung das ihm bewusst ist, dass Wirklichkeit sich im Denken konstituiert, so das wir entweder in gedankenloser Unmittelbarkeit eins mit der Natur sein können oder dass wir dazu verurteilt sind, wollen wir uns der Natur gedanklich annähern, uns über sie Gedanken zu machen.
Die Einheit mit der Natur ist also für den denkenden Menschen nichts anderes als uns in der Idee, dem Eidos wiederzufinden. Zu recht betonte Hegel immer wieder dass dem Menschen die Natur als Ganzes zu sehen nicht möglich ist. Dass Große Ganze ist nicht ganz schaubar doch es lässt sich er-ahnen. So kritisiert er auch die Unzulänglichkeit der physikalischen Erkenntnis und stellt ihr die Erfahrung der Natur entgegen, die von der kosmischen Einheit und Ganzheit ahnt. So begreift er die Natur als einen Spiegel des Geistes, der sich in der Natur selbst wiederfindet und in ihr einen Teil seiner selbst entdeckt. Hier besteht die Verwandtschaft zur platonischen Ontologie. Nach Hegel also erkennt der Geist in der Natur seine Freiheit und auf dem gleichen Weg gelangt die Natur ebenfalls zu ihrer Befreiung.
Dem großen Teil der Menschen ist es versagt geistig in die Natur einzudringen. Nachdem der menschliche Geist in der Evolution entstanden war, muss vom Menschen eine neue Evolution ausgegangen sein. In dieser begann er damit die Herrschaft über die Natur auszuüben und wie er den Planeten mit seinem Giftschleim überzogen hat wird uns heute Alptraumhaft bewusst. Der Gnadenstoß den man gegen die Natur führt wurde schließlich von den Positivisten durchgeführt. Diese angebliche „Erkenntnistheorie“, Positivismus genannt, besteht im wesentlichen in der Aussage, dass man in der Wissenschaft und der Philosophie sich nur auf Tatsachen stützen dürfte. Allgemeine metaphysische Begriffe und die Frage nach dem Sein lehnt der Positivismus strikt ab.
Bernhard Bavink, ein Gegener des Positivismus hat einmal gesagt: „Aller Positivismus sollte richtiger Negativismus heißen, denn er lebt ausschließlich von der Negation“ (1).
Der Positivismus will uns also das „Hohelied des Intellekts“ lehren, aber kein Mensch kann ein Leben führen das auf den reinen Intellekt reduziert ist:
Der reine Intellekt, von der Wesenheit des Menschen getrennt, bedeutet dessen Tod. Der Intellekt, der sich überschätzt indem er an sich selbst zu große Anforderungen stellt, der sich in anmaßendes Sich-Selbst-Genug-Sein flüchtet, veredelt den Menschen nicht; vielmehr demütigt und entpersönlicht er ihn“.
Durch diesen seelenlosen Intellekt den der Mensch als reines Denkvermögen gebraucht und nicht als ganzheitliches Organon, hat er die Naturvorgänge auf der Erde zum großen Teil zerstört.
Der Intellekt der ja nur ein Werkzeug des Geistes ist, hat sich von seiner Quelle abgeschnitten und lebt seither ein robotisches Dasein.
Selbst Bertrand Russel der Begründer des „logischen Atomismus“, hat dieses Gefühl so stark empfunden, dass er schrieb: „...ich muss, bevor ich sterbe, irgendeinen Weg finden, das Wesentliche zu sagen, das in mir steckt und das ich bislang noch niemals gesagt habe- etwas, dass weder Liebe noch Hass noch Mitleid noch Verachtung ist, sondern der Atem des Lebens selbst, wild und von weither kommend, der in das menschliche Leben die Unermesslichkeit und die schrecklich leidenschaftslose Gewalt des Nichtmenschlichen bringt“ (3).
Wohl jeder der sich etwas intensiver mit der Geschichte der Philosophie beschäftigt hat kennt das berühmte Fresko von Raffael: Die Schule von Athen. In diesem Gemälde zeigt Platon mit dem Finger zum Himmel, Aristoteles deutet in die Welt. Der Gegensatz tritt deutlich hervor. Platon, hat die Welt von „dem Einem“, vom Geist her zu denken versucht. Aristoteles geht den Weg andersherum: er hält sich an die empirische Realität, an die Sinneswahrnehmung, um von dort zur Idee aufzusteigen. Beide gehen zwar verschiedene Wege doch das Ziel ist dass gleiche: Die Einheit des Ganzen durch den einen Geist.
Friedrich Cramer schrieb einmal: „Wie und Warum ist Denken entstanden? Warum hat der Kosmos eine Gestalt und eine Physik, die auf uns Menschen passt? Wir werden solche Fragen nicht mit Hilfe der Physik beantworten können, aber die Physik hat uns geholfen, sie klar zu formulieren“(4).
Letzendlich kann diese Fragen nur die Philosophie beantworten.

hukwa





Literaturhinweise:

1.Bernhard Bavink: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaft. Zürich1949. S.88f.
  1. G.Tucci: Geheimnis des Mandala.
  2. Brief an Constance Malleson,1918, zitiert in: My Philosophical Development. S.218.
  3. Friedrich Cramer: Anthropisches und entropisches Prinzip...in „Am Fluss des Heraklit“.