Freitag, 30. September 2011

Der Habicht-Stoppelpilz oder die Einheit des Waldes

Heute habe ich bei wunderschönem Wetter eine lange Waldwanderung unternommen. Ich wunderte mich über die Vielfalt der Pilze die ich fand obwohl das Wetter ja nicht gerade feucht war in den letzten Wochen. In einem Fichtendickicht entdeckte ich den selten vorkommenden Habicht-Stoppelpilz. Ich hatte leider keine Kamera dabei. Nicht weit von diesem Pilz der auch Rehpilz genannt wird fand ich den Hexenbutter einen "wandernden Schleimpilz". Im Fichtenwald lag der Geruch von Stinkmorscheln in der Luft. An gebrochenen Bäumen entdeckte ich jede Menge Porlinge. Über und über war dieser Fichtenwald mit Flechten bewachsen die sich ja recht gut mit Pilzen verstehen und eine Gemeinschaft bilden. Der Wald braucht eben die Pilze zum wachsen als auch zum Verwesen. Er braucht die Flechten und vor allen Dingen die Moose die hier auch stark wucherten, sie halten den Wald feucht und schaffen daher die Voraussetzungen zum Leben von Pilzen und Bakterien. Gerade bei den Pilzen erkennen wir was der Wald ist eine große brüderliche Einheit.
hukwa

Natur als Quelle der Weisheit

Wer sich regelmäßig und oft in der Natur aufhält spürt in sich einen Abstand zu Staat und Gesellschaft. Ja, ich glaube das man ein System besser durchschauen kann wenn man den nötigen Abstand hat. Denn nur durch solchen Abstand kann auch das tiefe Denken beginnen. Denn Philosophie ist "wenn man trotzdem denkt" schrieb Otto Marquard einmal. Meiner Meinung nach werden die meisten Menschen "gedenkt". Ich meine damit ihr Denken ist gar nicht ihr denken sondern es ist absolut beeinflußt von den Medien. In der Einsamkeit der Wälder denkt man anders. Man lernt mit der Natur zu denken. Für den Naturphilosophen ist Philosophie nicht die Lehre von Denksystemen z.b. Sophielogie, also "Weisheitswissenschaft" sondern es geht um das philosophieren als praktische Tätigkeit, denn- und dies ist besonders wichtig: Nicht die Lehre ist das Eigentliche sondern die Lebenspraxis. In der Natur müssen wir uns mit uns selbst beschäftigen sie die große Allmutter Natur führt uns zur Quelle der Weisheit und kein akademisches Denksystem.
hukwa

Donnerstag, 29. September 2011

Was eine Biene mir erzählte

Gestern habe ich mit dem schneiden von Weiden für ein Kinderspielplatzprojekt begonnen. Als Material wählte ich dafür Ohrweiden, eine Weideart die im Pfälzerwald oft anzutreffen ist. Während dieser Arbeit machte ich mir Gedanken über den Zusammenbau der Weidehütten. Warum immer Weidetipis? Eine kleine Biene umflog mich immer wieder während der Arbeit. Also hielt ich kurz inne und fragte mich was diese Wildbiene wohl von mir wolle? Ich hatte plötzlich das Gefühl sie sage zu mir: Bau doch einen großen Bienenkorb! ich dachte warum nicht, eine Kinderspielhütte in Form eines Bienenhauses das ist doch etwas! Für Joseph Beuys stellte die Biene- der Bienenkorb ein Wärmeprinzip da, für mich auch. So ist für mich der Bienenkorb ein Symbol der Wärme in einer immer kälter werdenden Gesellschaft. Ich glaube auch dies wollte mir die kleine Biene erzählen. Während des Aufenthaltes in der Natur findet man immer wieder Antworten auf Fragen die sich allein durch den Intellekt und kritisches Denken nicht lösen lassen.
hukwa

Dienstag, 27. September 2011

Gedanken beim Eichelsammeln

Die Eicheln der Roteiche fallen schon. Die Zerreichen halten sich noch zurück. Ich konnte in den letzten Jahren beobachten dass diese erst nach einer Frostnacht ihre Frucht abwerfen. Zerreicheln sind auch wesentlich kleiner als Roteicheln. Nur jedes achte Jahr kommt es zur Eichelmast, also zu einem Massenfall von Eicheln. Dies ist keine Laune der Natur sondern reine Überlebensstrategie der Eichbäume. Jedes Jahr ist es für mich immer wieder etwas erhabenes unter einem Eichbaum zu sitzen und die ersten Eicheln in den Händen zu halten. Aus einem kleinen Samenwesen wird irgendwann einmal ein großer mächtiger Baum. Es muss also eine besondere vitale Lebenskraft in den Eicheln wirken. Sich darüber Gedanken zu machen, also über das naturwissenschaftliche hinaus, das ist wahre Spiritualität. Wir suchen immer nach den großen Dingen aber die Göttlichkeit spiegelt sich in den kleinen Dingen der Natur besonders ausgeprägt.
hukwa

Montag, 26. September 2011

Eisenhüttenmuseum der Gemeinde Trippstadt

Sonderausstellung zum Thema Köhlerei

Eine kleine Sonderausstellung mit Textmaterialien und Bilddokumenten zum Thema Waldköhlerei kann man zurzeit im Trippstadter Eisenhüttenmuseum besichtigen.

Aus einer Fülle bisher weit verstreut vorliegendem Quellenmaterial zu diesem Thema, hat Hans Wagner aus Trippstadt das wichtigste zusammengetragen. Die ausgestellten Informationen behandeln das Thema Köhlerei für heimatgeschichtlich interessierte Bürger und Gäste. Dabei werden nicht nur die historischen und technischen Zusammenhänge beleuchtet, sondern auch die Anwendung von Holzkohle in der Naturheilkunde. Zusätzlich wird viel Interessantes aus dem harten und kargen Leben der „Schwarzen Männer“ berichtet.

Mit der Ausstellung „Waldköhlerei“ beginnt eine Ausstellungsreihe über vergessene Waldberufe.

Das Eisenhüttenmuseum befindet sich im Gebäude der Tourist Information Trippstadt.

Öffnungszeiten:

Montag bis Freitag, 8.00 bis 12.00 Uhr und von 14.00 bis 16.00 Uhr.

Samstag von 10.00 bis 12.00 Uhr (Ostern bis Oktober)

Tourist Information Trippstadt, Hauptstraße 26, 67705 Trippstadt

Telefon: 06306-341, Fax: 06306-1529, E-Mail: info@trippstadt.de

www.trippstadt.de

Sonntag, 25. September 2011

Unter einer alten Eiche

Als ich heute Eicheln sammeln war ruhte ich noch ein wenig unter meiner alten Eiche aus. mir gingen die Worte von Hermann Hesse durch den Kopf der einmal schrieb: "Bäume sind für mich die eindringlichsten Prediger gewesen. Ich verehre sie, wenn sie in Völkern und Familien leben, in Wäldern und Hainen. Und noch mehr verehre ich sie , wenn sie einzeln stehen..." und ich dachte das war wohl mein Sonntagsgottesdienst!
hukwa

Vom Sehen in der Natur

In diesem wunderschönen Altweibersommer genieße ich jeden Sonnenaufgang. Wenn ich nicht gerade in den Wäldern unterwegs bin beobachte ich jeden Aufgang der Sonne von meiner Gartenveranda aus. Es ist ein erhabener Anblick mit anzuschauen wie ihre Strahlen die mächtigen Fichtenbäume am Waldrand in ein goldenes Licht tauchen. Kurz nach sieben Uhr tauchen dann Scharen von Krähen auf. Sie haben ihre Schlafbäume im Wald verlassen und suchen nun die umliegenden Felder auf. Ihr plötzliches Auftauchen ist jeden Morgen wieder ein mystisches Naturerlebniss für mich. Man kann sich der Natur nicht bemächtigen und man kann sie auch nicht mit den Werkzeugen der Naturwissenschaften durchdringen, sie gibt uns immer neue Rätsel auf. Natur muss man "Sehen" auf eine mystische Art erschauen dann enthüllt sie uns ihre Geheimnisse. Will man Natur beschreiben, dann muss man lernen ihre Lebenskraft wahrzunehmen, ihr innerstes Lebensprinzip zu erfassen. Man muss mit ihr in Kommunikation treten, das ist wahres Schauen in der Natur.
hukwa

Freitag, 23. September 2011

Das Ei des Dompfaffs

Was sind die wahren Reichtümer? Nicht jene nach der die Masse sich sehnt, es sind die wunderbaren Offenbarungen die uns Mutter Natur schenkt. Was ist ein neues Auto gegen das Ei des Dompfaffs in seinem kunstvoll geflochtenen Nest? Gegen eine Vollmondnacht in den Wäldern? Wer sich diesen wundervollen Erscheinungen nicht mehr hingeben kann dessen Leben hat kein Sein. Glaubt mir ich meine es ehrlich wenn ich sage: Ich würde nie das Ei des Dompfaffs gegen einen nagelneuen Mercedes eintauschen.
hukwa

Donnerstag, 22. September 2011

Neues Pfalzbuch erschienen mit einem Beitrag von mir

Im Wieserverlag (www.wieser-verlag.com) Klagenfurt ist das neue Buch "Mit Weck Worscht und Woi" erschienen mit dem Beitrag "Blondel der treue Sänger" von mir.
hukwa

Indian Summer

Heute haben wir wieder einen wunderschönen Frühherbsttag. Ein echter Indian Summer Tag. Die kleinen Taubenschwänzchen fliegen und im Wald hängen schwer die schwarzen Früchte des Holunders. Am frühen Morgen bewundere ich die abertausende silbernen Spinnweben an den Sträuchern und Bäumen. Man muss sich von den inspiriativen Wirkungen der Natur verzaubern lassen können an solchen wundervollen Schöpfungstagen. Manchmal entdecke ich im gelgrünen Laubwerk des Holunders einen roten Fleck es ist der Dompfaff der hier vergnügt umherhüpft. Bei der alten traubeneiche am Kußweg beobachte ich einige Zeit den Eichelhäher dessen Gefieder im Blattwerk aufblitzt als sei er mit Diamanten bestückt. Alles was ich in den Wäldern erkenne ist Teil eines wunderschönen Schöpfungsgedichtes.
hukwa

Mittwoch, 21. September 2011

Natur als Selbst und Daseinserkenntnis

Meine Lehrerin war immer die Natur. Durch die Naturerkenntnis habe ich mich selbst erkannt und gefunden. Die Natur hat sich mir als Sprache erwiesen die mir eine höhere Wirklichkeit offenbarte. So ist mir Naturerkenntnis gleich Selbsterkenntnis und Daseinserkenntnis.
hukwa

Dienstag, 20. September 2011

Vom Selbst

Nur wenn die ordnende Kraft des höheren Selbst wirksam wird, haben wir einen Anteil am Sein, das heißt an der vollkommenen Wirklichkeit und somit am Reich absoluter Werte. Selbstsuche ist damit die Umkehr vom Schein zum Sein.
hukwa

Montag, 19. September 2011

Gedanken unter einer alten Fichte

Bei meinem heutigen Waldspaziergang saß ich einige Zeit unter einer mächtigen Fichte, einer alten Bekannten von mir, wir sehen uns fast täglich. es war ein wunderschöner grauer, mystischer Frühherbsttag und der Wald roch nach Harz und Pilzen. Ich zog das Waldenbuch von Thoreau aus meiner Jackentasche und schlug es beliebig auf. Die Stelle die ich aufschlug enthielt folgende Notiz:
"Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte bewusst zu leben, nur den wesentlichen Tatsachen des Lebens ins Gesicht schauen, ob ich nicht lernen könnte, was es zu lehren hätte, damit ich nicht, wenn es ans Sterben ginge, entdecken müsste das ich nicht gelebt hätte."
Ein wunderbarer Satz finde ich. Genau das ist es was ich unter Bewusstheit verstehe. es sind nicht die großen Dinge die ein Leben erhaben machen, es ist das Unscheinbare man muss es nur zu finden wissen.
hukwa

Sonntag, 18. September 2011

Waldsee bei Trippstadt

Du bist das Auge der Erde
wenn ich bei dir verweile
in deine grünschwarze Tiefen schaue
erkenne ich die Tiefen meiner eigenen Natur
die Bäume die deine Ufer säumen
deren Wurzeln von deinen Wassern saugen
sind deine Wimpern
das Leben in dir verkündest du mir
durch deine Wellen und Kreise
in denen sich die Linien urhafter Schönheit spiegeln.
hukwa

Samstag, 17. September 2011

Über meine Wurzeln

Mich allein mit der Kunst oder nur mit der Poesie zu beschäftigen das wäre mir zu Eindimensional.
Ich bin ein Mensch der versucht das Ganze zu erfassen. Eine Verbindung von Handwerk, Kunst, Poesie, Geschichte und Philosophie zu leben. So arbeite ich auch immer an mehreren Projekten. Die letzten drei Wochen waren ganz der praktischen Köhlerei gewidmet. Während dieser Arbeit bei Tag und Nacht in der freien Natur fand ich immer noch die Zeit zum Schreiben und auch die Zeit Vorträge vor Ort (am Meiler) zu halten. Mein Arbeitsfeld ist der Pfälzerwald. Seine Geschichten, Mythen und Märchen interessieren mich als Geomant und Volkskundler. Die Natur die mich hier umgibt ist die Grundlage meiner Philosophie. Die Inspirationen die ich in diesen Wäldern habe finden Eingang in mein bildnerisches Werk und meine Schriftstellerei. Wenn ich nach meinen Wurzeln suche so weiß ich sie erstrecken sich wie ein Myzel geheimnisvoll in diesem Wald. Wehe dem Mensch der seine Wurzeln verloren hat, er ist wie ein Blatt im Wind Wurzellos und gejagt von den Sturmböen einer infamen Gesellschaft. Sich seiner Wurzeln bewusst zu sein ist keine Ideologie sondern eine ganz natürliche Sache.
hukwa

Mittwoch, 14. September 2011

Aus der Geschichte der Köhlerzunft

In der traditionsreichen Geschichte der Köhlerei finden sich zahlreiche Quellen und Hinweise darauf, dass auch Klöster Holzkohle produziert haben. Mit diesem Hintergrund kann man wohl davon ausgehen, dass es auch einen Schutzheiligen der Köhler gegeben hat und gibt. Sein Name: Sankt Alexander Carbonarius – Patron der Köhler. Er war Bischof von Comana in Pontus, in der Türkei. Der Hl. Alexander ist als Kohlenbrenner (Carbonarius) bekannt. Sein Name deutet darauf hin, dass er aus Bescheidenheit die Arbeit eines Köhlers verrichtete um den weltlichen Lockungen zu entfliehen. Von ihm sind die Worte überliefert: „Ich bin jung und nicht übel gebildet, diese Vorzüge könnten mir zum Fallstricke gereichen. Ich sehe den Kohlenstaub als eine Lava an, die mich dem Anblick der Welt entzieht.“ St. Alexander zog das einfache Leben in den Wäldern, den sinnlichen Genüssen dieser Welt vor. Er wird gerne als Philosoph bezeichnet, doch mit dieser Bezeichnung sollte man nicht so oberflächlich umgehen, denn seine Philosophie bestand vorwiegend aus der Bevorzugung himmlischer vor irdischen Dingen. Sein bescheidenes, einsames und meditatives Köhlerleben und seine persönliche Mystik führte dazu, dass der Hl. Gregor Thaumaturgos Alexander zum Bischof von Comana machte. Der Hl. Gregor sollte dabei helfen, einen Bischof für Comana zu finden. Eine große Versammlung mit vielen Kandidaten hatte sich eingefunden doch keiner der vorgeschlagenen gefiel ihm. Er ermahnte die Versammlung sich doch einmal unter den Leuten des einfachen Standes umzusehen. Daraufhin schlug jemand scherzhafterweise Alexander den Köhler vor. Dies löste bei den Versammelten ein abwertendes Gelächter aus, doch der Hl. Gregor nahm diesen Vorschlag sehr ernst und Alexander bekam den Bischofstab. Er regierte die Kirche von Comana mit Klugheit und Weisheit. Nachdem er viele Jahre seiner Herde durch sein segensreiches Wirken vorgestanden hatte, ward ihm die Gnade zuteil, für seinen Glauben sein Leben dem Feuertode hinzugeben. Sein Tod wird in die Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Decius um 250 nach Christus datiert. Er wurde bei lebendigem Leibe verbrannt. Auf kirchlichen Gemälden wird der Hl. Alexander im bischöflichen Ornate zusammen mit den Zeichen des Kohlenbrenners auf dem Evangelienbuch abgebildet. In seiner Hand liegen fünf schwarze Holzkohlen. Sein Gedenktag ist der 11. August.

Wer sich mit Heimatkunde beschäftigt und ein wenig „Feldarbeit“ betreibt, wird immer wieder in alten und neuen Quellen interessantes über die Köhlerzunft finden. Die besten Quellen allerdings sind jene, die man in der eigenen Umgebung noch aufstöbern kann. Aufs engste verwachsen mit der Eisenindustrie, besonders auch mit der weitverbreiteten und hochangesehenen Kunst der Schmiede, war das Köhlergewerbe. Trippstadt kann auf eine „eisenhaltige“ Vergangenheit zurückblicken. Wer hier wandert, findet allenthalben von Waldschlag zu Waldschlag die Spuren der traditionsreichen „schwarzen Kunst“. Noch heute kann man diese alten kreisrunden Meilerstätten unter Humus und Laub entdecken. Im Pfälzerwald waren viele Köhler von Hüttenwerksbesitzern angestellt aber es gab auch „freischaffende“ Köhler. Wie jedes andere Handwerk, war auch das der Köhler Zunftgesetzen unterworfen.

Im Harz beschäftigte ein Köhlermeister eine Anzahl von Knechten und Lehrburschen. Dort gab es Meisterköhler und Licht- oder Grubenköhler. Erstere schichteten die Scheite, Stöcke oder Knüppel zu abgestumpften Kegeln, nach uralt erprobten Kunstregeln. Sie belegten diese mit Rasenstücken und begannen dann mit dem „köhlern“. Die Lichtköhler verarbeiteten die Afterschläge, die Holzabfälle, Reisig, faule Strünke und erzielten dadurch nur minderwertige Kohle. Bei den sogenannten „herrschaftlichen Köhlern“, die vom Adel und den Hüttenwerksbesitzern beschäftigt wurden, war es üblich den „Köhlereid“ abzulegen:

„Köhler Eyett

  1. Sollet ihr vor mutwilligen Brandschaden gut sagen.
  2. Sollet ihr das Malter Holz vor euch selbsten und durch eure Hauer ins rechte Maß und Malter stecken, legen und darinnen keinen Vorteil suchen.
  3. Die groben, unartigen Baum rein aufhauen und da solches nicht die Länge zu spalten fein will, so soll solches die halbe Länge zerspalten werden, damit dieselben Glötzer nicht der Herrschaft und den Gewerken zum Schaden im Holze liegen bleiben.
  4. Sollet ihr keine Baum zu den Decken steigen daran das junge Holz verdirbt und Schaden empfähet, sondern die Deck von den Bäumen aushauen, so zu Malter-Holz gezeichnet werden, und was daselbsten nicht erlanget werden kann, sollet ihr mit Laub oder Rasen decken.
  5. Sollet ihr auch keine kleinen Meiler, sondern Meiler, so zu 15 oder 20 Karren Kohlen geben, setzen, damit ihr desto weniger Ursach (habt) mit der Decke der Herrschafft Schaden zu thun.
  6. Sollet ihr auch keine Baum oder Stamm ungezeichnet hauen, die gezeichneten Baum auch nach Vorteil fällen oder fallen lassen, damit das junge Holz nicht niedergeschlagen und verderbt werde, auch die Bäum nie Beächt (?) abhauen und nicht Hege-Stock nehmen.
  7. Sollet ihr keine Buchen keilen oder keilen lassen, sondern die Keile jederzeit von Stocken abspalten.
  8. Sollt ihr auch die währende Zeit über, so ihr auf der Herrschaft Holz kohlen werdet, getreu, gehorsamlich und unwidersetzig, was euch vom Forstamt auferlegt wird, verhalten, da ihr auch in Wäldern Verdächtige Wildschützen vernehmen würdet, solches bei Tag und Nacht dem Forstknecht dieses Orts berichten, und darauf ferneres Bescheids zu gewarten.
  9. Da ihr auch in diesen vorgelesenen Punkten brüchig befunden, sollet ihr nach Gelegenheit desselben Schadens entweder mit Gelde oder am Leibe gestraft werden.
    Folget der Eid: Alle diese Punkte haben wir notdürftig gehöret und verstanden, wollen auch solche stät und fest halten, so wahr uns Gott helfe durch Jesum Christum, unseren Herrn. Amen."

In den großen Wäldern um Trippstadt rauchten Meiler, die ausschließlich für die Trippstadter Hüttenwerke ihre Ernte einbrachten.

Das Köhlerleben war ein hartes und entbehrungsreiches Dasein. Wind und Wetter ausgesetzt, täglich karge Kost und vor allem ständiger Schlafentzug zehrten an Körper und Psyche der „schwarzen Männer“. Die „Köhlerliesel“ gehört ins Reich des Kunstmärchens und auch feine Köhlergerichte, wie sie heute vielerorts angeboten werden, sind der Phantasie der Gastronomie entsprungen. Abwechslung in der Kost gab es wenig. Hartes Brot, Käse, Speck und manchmal ein Schluck Wein oder Bier. Branntwein oder Schnaps gab es am Kohlenmeiler nicht. Das sogenannte „Köhlerwasser“ ist eine Erfindung der Neuzeit, zu groß war die Gefahr des Einschlafens. Übermannte den Köhler aber doch einmal der Schlaf, dann gab es gleich ein Erwachen mit Schrecken. Statt der grau oder blau sich kräuselnden Rauchwölkchen entstieg glutroter Dampf der Haube und den seitlichen Luftlöchern.

Wenn ein Meiler Feuer fing trat das eigenartigste Gerät der Köhler in Kraft, die Hillebille: Ein buchenes Brett schwankte an zwei Riemen die an einer Stange befestigt waren, diese Stange lag auf den gabelförmigen Enden zweier in den Boden eingerammter Pfähle. Mit aller Kraft schlug der Köhler einen hainbuchenen Hammer in einem bestimmten Rhythmus gegen das Brett, sodass es weithin schallte. Bald ertönte auf gleiche Weise Antwort von der nächsten Köhlerstätte und in kürzester Zeit war der gefährdete Meiler von schwarzen Gestalten umringt, die den Brand zu löschen begannen. Die Hillebille diente in erster Linie zur Kommunikation über weite Strecken, wurde aber auch als Rhythmus Instrument eingesetzt. Sie rief aber auch zum Mittagstisch und zeigte durch den „Jägerruf“ dem Waidmann an, wenn Wild nahte. Sogar bei drohenden und feindlichen Überfällen wurde das seltsame Instrument in Anspruch genommen, da die Köhler verpflichtet waren beim Nahen verdächtiger Gestalten ein Warnsignal erschallen zu lassen. Der Klang dieses „Werkzeuginstrumentes“ soll zur Verständigung bis zu einer Entfernung von 3 Kilometern ausgereicht haben.

Im „Wartburg-Herold“ von 1896 sind auf Anregung von Prof. A. Kirchhoff in Halle verschiedene Mitteilungen und Nachweise über Etymologie, Alter und Vorkommen der Hillebille gemacht worden, in diesen machte auch ein russischer Geistlicher aus Weimar darauf aufmerksam, dass in der orientalischen Kirche vor Einführung der Glocken ganz ähnliche hölzerne Tafeln genutzt wurden. Manche Forscher wollen in dem englischen Wort „hill“ (Berg) und bell (Glocke), den Ursprung des Hillebille sehen.

Quellenhinweise:
Museumskurier des Museumsvereins Zella-Mehlis e.V., Heft 9
Wartburgherold Ausgabe 1896
Marie Luise Gerbing
Aus: Thüringen in Wort und Bild, 1910

hukwa

Montag, 12. September 2011

Am Meiler


Meilernächte

Es geht nun in die dritte Woche hinein die ich ganz am Holkohlenmeiler verbringe. Wunderschöne einsame Meilernächte liegen hinter mir. Letzten Samstag erhellte der unruhige Vollmond die stille Waldwiese auf der, der Meiler glimmt. Der Waldkauz rief und der Dachs schrie aus dem nahen Fichtenwald. Feuchte, silberne Nebel zogen sanft über die Waldwiese, ich hatte ein Buchenholzfeuer entzündet und überall roch man den Meiler, die milde Nachtluft füllte sich langsam mit diesem markanten Geruch. Es war eine wahre "Mondbeglänzte Zaubernacht, die den Sinn gefangen hält". Seit vielen Jahren verbringe ich im Jahr immer wieder einige Wochen alleine in den Wäldern als Köhler. Wochen in denen ich ganz Naturverbunden lebe.
hukwa

Donnerstag, 8. September 2011

Auf eine alte Fichte

Rauhe Borke
schwarzgrau
wenn ich dich umfasse
spüre ich deinen Puls
mächtige Fichte
alter Freund
halb aus der Erde gerissen
umklammerst du deine Baumgesellen
wieviel Stürme hast du überstanden alter Baum
im Flechtwerk deiner Äste
wuchsen Generationen von Amseln und Drosseln heran
Ringe der Zeit hast du gedruckt
dunkel sind deine Baumesgründe
moosig von Farnen überwuchert
die Erde aus der du deine Kräfte ziehst
alte Fichte
rauhe Borke
schwarzggrau dein mütterlicher Leib
wenn ich dich umarme
fühle ich deinen Puls.
hukwa