Mittwoch, 29. Juli 2020

Häutung

Foto©Hans Wagner

Gestern konnte ich fast die Häutung einer Ringelnatter beobachten. Als ich an ihren Häutungsplatz kam sah ich gerade noch wie sie davon schlängelte. Ihre "alte Haut" konnte ich genau betrachten. Ich schätzte die Schlange auf etwa vier Jahre. Ganzheitlich gesehen bildet eine solche Häutung einen der kritischsten Abschnitte im Leben der Schlange und die Biologie dieses Ereignisses ist in seinem natürlichen Auftreten wohl viel komplizierter als man annimmt. Ich denke, dass eine solche Häutung eine gute Metapher dafür ist, wie der Mensch in regelmäßigen Abständen sich "erneuern" muss, damit wieder neue Inspirationen seinen Geist anregen können.
hukwa

Dienstag, 28. Juli 2020

Der Wald ein schützenswerter Lebensraum


Die Rheinpfalz gibt in einer Serie Tipps für Urlaub vor der Haustür und lädt damit Scharen von Besuchern in den Pfälzerwald ein. Nun ist ja der Wald für alle da, allerdings sollte man ihn nicht nur nutzen sondern auch schützen! Als Beispiel steht hierfür aktuell das Naturschutzgebiet Karlstalschlucht, welches im Moment von Besuchern regelrecht überfüllt ist. Da wird die Berghänge hinaufgeklettert, Hunde tollen in der Moosalb, oft wird der Abfall oberflächlich im Wald liegen gelassen. Kurzum der Wald wird hier nur genutzt aber nicht geschützt. Wenn eine Tageszeitung Urlaubstipps vor der Haustür anbietet dann doch bitte auch den ökologischen Hintergrund eines Waldgebietes beschreiben und darauf hinweisen, dass man hier nicht einfach tun und lassen kann was man will. Eigentlich sollte jedes Waldgebiet als Naturschutzgebiet gelten. Inzwischen dürfte wohl jeder wissen, dass es um unseren Wald nicht gerade gut bestellt ist, schon aus diesem Grunde müssen wir ihn etwas liebevoller behandeln!
Ein Naturschutzgebiet ist ein rechtsverbindlich festgesetztes Gebiet, in dem ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft erforderlich ist  zur Erhaltung von Lebensgemeinschaften oder Lebensstätten bestimmter wildwachsender Pflanzen und wildlebender Tierarten aus wissenschaftlichen, naturhistorischen und landeskundlichen Gründen und wegen der Seltenheit und Schönheit der Landschaft. Auf diesen Schutz hinzuweisen gehört auch zu den demokratischen Aufgaben einer Tageszeitung. Ein Naturschutzgebiet (letztendlich jedes Naturgebiet) bedarf des intensivsten Flächenschutzes und ist somit wichtigste Grundlage für einen effektiven Biotop- und Artenschutz. Das Klagen über den Artenschwund nützt nichts wenn keine Maßnahmen folgen und wenn von den Medien dieses Problem nicht intensiv erörtert wird. Wenn man die Menschen in die Wälder einlädt dann bitte auf die ökologischen Rahmenbedingungen aufmerksam machen. Der Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie, der zu den großen Problemen unserer Zeit gehört ist in vielen Situationen lösbar, wenn die Menschen sich an die Bestimmungen halten.
Das Karlstal liegt im Biosphärenreservat Pfälzerwald, dieser Begriff hat eine weitergehende Bedeutung, weil er nicht nur die biologischen Phänomene anspricht. Innerhalb eines Biosphärenreservates geht es vor allem um die nachhaltige Entwicklung einer Region und der Menschen die dort leben und deren Wirtschaften und Zusammenleben mit der Natur. Je mehr Menschen in einem Naturschutzgebiet von den Wegen abweichen, Pflanzen am Wegrand pflücken darunter seltene und geschützte Arten, desto weniger verdient ein solches Gebiet als „Reservat“ bezeichnet zu werden. Auf den Erhalt und den Schutz solcher Naturgebiete sollte immer wieder hingewiesen werden wenn man die Menschen einlädt „Urlaub vor der Haustür“ zu machen. 

hukwa

Sonntag, 26. Juli 2020

Die Wiese lebt

Fotos©Hans Wagner

Eine Trockenrasenwiese in Trippstadt in Nähe der Hauptstrasse. Eine solche Blütenvielfalt bringt die Natur von selbst hervor, alles Flugsamen die jetzt blühen. Vor wenigen Wochen war die Wiese noch ganz gelb von Habichtskraut. Jetzt wächst hier: Ackerdistel, Zottige Wicke, Ackerhahnenfuß, Vogelmiere, Kamille, Schafgarbe, Ackerwinde, Schachtelhalm, Kornrade, Klatschmohn u.a. all dies ohne Hilfe des Menschen, man muss der Natur nur ihren Lauf lassen und schon verzaubert sie die Landschaft.

Freitag, 24. Juli 2020

Hummeln am Trippstadter Wegrand

Fotos©Hans Wagner


Heute hatte ich während einer Wildbienen und Hummelexkursion das Glück die Große Hummel zu beobachten. Sie ist eine recht seltene Art und steht auf der Roten Liste der bedrohten Insektenarten als vom Aussterben bedroht. Sie ist der Kuckuck unter den Hummeln. Sie legt ihre Eier in bestehende Staaten der Erdhummel und lassen ihren Nachwuchs dort vom Wirt aufziehen. In einem "Distelwald" konnte ich mehrere Exemplare dieser Art beobachten. Es ist immer wieder ein schönes seltene Arten in meiner nächsten Umgebung zu beobachten.
hukwa

Samstag, 18. Juli 2020

Ego–Handeln und Öko–Handeln / Eine 2500 Jahre alte ökologische Philosophie

Wohnung der Waldameisen - Foto©UteKW


Das Lebewesen, das im Kampf gegen seine Umwelt siegt,
zerstört sich selbst.
Gregory Bateson

Ökologie ist die Wissenschaft von den Beziehungen des Organismus zur umgebenden Außenwelt, wohin wir im weitesten Sinne alle Existenzbedingungen rechnen können. Das ökologische Wirkungsgefüge umfasst nicht nur die Natur und Kulturlandschaft sondern die gesamte Ökosphäre und somit auch die Totalität des Seins des Menschen.
R.G. Huggett bezeichnete Ökosphäre als: „...der geeigneste Begriff für alle Situationen in denen Lebewesen zusammen mit ihrer („unbelebten“) Umwelt (Mitwelt) als Ganzes betrachtet werden“.
Der Taoismus war die erste Philosophie in der die Vermutung auftauchte, die Menschheit könne durch fortschreitende Zivilisation eine globale Katastrophe herbeiführen und sich selbst zerstören.
Gegen dieses Ego – Handeln setzten sie ein Öko – Handeln, einen Weg den sie Wu wei nannten. Was in etwa – "kein Handeln wider die Natur" bedeutet.
„Diese Philosophie des vierten Jahrhunderts v. Chr. hat nicht nur für ihre eigene Zeit und ihr eigenes Land Gültigkeit, sondern lässt sich auf alle Zeiten und Länder und besonders auf die Situation der Menschheit in unserer Zeit übertragen“ (Arnold Toynbee).
Individuell bedeutet Wu wei kein Stillstand oder ein in den „Tag hinein leben“ sondern einfach keine kalkulierte, auf materielle und ausbeuterische Erfolg gerichtete Aktivität.
Das Verlassen des natürlichen Weges bedeutete für die philosophischen Taoisten die Zerstörung ihrer eigenen Mitwelt. Die Ökologie lehrt uns dass ALLES miteinander verbunden ist.
Während eines bewussten Spaziergangs durch die Natur und deren Beobachtung kann jeder Einzelne diese Große Verbindung durch Beobachtung der natürlichen Erscheinungen selbst erkennen.
In diesem Sinne ist die Philosophie des Wu wei eine Strategie, die zum richtigen Handeln anregen soll. Auf unsere Gegenwart bezogen bedeutet diese Philosophie, einfach mit den Dingen die unsere Zivilisation hervorgebracht hat bewusster umzugehen und all das zu vermeiden was ein Handeln gegen die Natur ist und somit ein Handeln gegen uns selbst.
Alles das kann ich nicht: Wirklich...? (B.Brecht: An die Nachbeborenen).
hukwa



Holz, Pilz und Moos

Foto©UteKW
Pilze, die auf totem Holz leben, sind die einzigen Lebewesen die mit ihrem Enzymen die schwer zersetzbaren Stämme abzubauen vermögen. Der Wald braucht die Pilze zum Werden und Vergehen. Dies ist der ökologische Kreislauf von Leben. Ein wichtiger Partner zum Überleben der Pilze sind die Moose, man findet sie verstärkt am Moderholz. Sie halten sie feucht und schaffen damit die Grundlage zur Existenz der Pilze und der wichtigen Bakterien. Holz, Pilz und Moos eine einzige Symbiose.
hukwa

Freitag, 17. Juli 2020

Der Trippstadter Schlosspark und seine ökologischen Verbindungen

Foto©UteKW


Das Aussehen eines Parks resultiert aus einem ständigen Kräftespiel zwischen jahreszeitlichen Wechsel, natürlicher Entwicklung und naturgegebenen Verfall.
So besitzt der Trippstadter Schlosspark einen besonderen ökologischen Wert, da er vor allem durch den Bestand seiner Altbäume ein Refugium für Pflanzen- und Tierarten geworden ist.
Der Trippstadter Schlosspark ist ein historischer Park, aber vor allem ist er ein naturnaher Park mit direkter Verbindung zu Wald- und Feldlandschaften. Dies macht sich vor allem am Pflanzenwuchs und den Tierarten, die hier leben und ihn aufsuchen bemerkbar. Die große Rasenfläche mit starkem Thymian- und Habichtskrautbewuchs zieht neben Hummeln und Wildbienen auch zahlreiche andere Insekten an. Seltene Käfer, genau so wie zahlreiche Schmetterlingsarten. Beim genauen beobachten findet sich hier eine überraschend hohe Siedlungsdichte von Kleinstlebewesen. Für diese Tierarten stellt der Park ein Vermehrungszentrum dar. Darin liegen natürlich Chancen, die Artenvielfalt besser zu erhalten. Vor allem leisten Dörfer und Städte die einen Park besitzen zweifelsohne einen großen Beitrag zum Artenschutz, wenn diese „Kulturlandschaften“ naturnah gepflegt werden und dies ist beim Trippstadter Schlosspark gegeben.
Das Pflanzenwachstum hat im Laufe der Jahre den Park verändert. Neben den alten einheimischen Parkbäumen fallen auch fremdländische wie Sumpfzypresse, Schwarznuss u.a. ins Auge. Vor allem aber sind es die mächtigen Eichen und Buchen die den Park prägen.
Diese ziehen auf natürliche Weise in Vernetzung mit Sträuchern, Kräutern und verschiedenen Gräsern zahlreiche Tiere an, vor allem Vögel. Erwähnenswert sind die an Altbäume gebundenen Vogelarten. So finden sich Bunt – Grün – und Mittelspecht in den Bäumen. Im Stammbereich der Bäume fallen Wald- und Gartenbaumläfer auf, sowie der Kleiber. Hauben- und Weidenmeise kommen vom nahen Wald zu Besuch. Rotkehlchen und Zilp Zalp leben hier und dem geduldigen Beobachter wird auch der Grauschnäpper auffallen, der von seiner erhöhten Sitzwarte aus hier auf Insektenjagd geht.
Im dichten Unterholz fühlen sich Grasmücken, Zaunkönig, Blau- und Kohlmeise recht wohl. Auch die Heckenbraunelle findet sich hier.
Die Grasfluren werden von unterschiedlichen Schmetterlingen angeflogen. In der angrenzenden naturbelassene Wiese des ehemaligen Kindergartens findet die Metamorphose einiger Schmetterlingsarten statt, die man nach Ausflug auch im Park beobachten kann. Neben verschiedenen Bläulingen, fliegt hier vor allem im Juli und August das Landkärtchen und der Mauerfuchs, eine Schmetterlingsart trockener Ruderalfluren. Hier finden sich auch mehrere Hummel- und Wildbienenarten, an der Sandsteinparkmauer brüten Feldwespen.
Die geheimnisvollsten Bewohner des Parks aber sind die Nachtfalter die man fast nie sieht, da sie eben nachtaktiv sind. Auch diese Lebewesen sind an die Bäume und Sträucher gebunden. Manchmal will es der Zufall dass man eines dieser wundersamen Tiere in der Dämmerung fliegen sieht.
Der Trippstadter Schlosspark hat viele Bewohner und genausoviele Gäste, die nur zu Besuch kommen und ihre Wohnungen im nahe gelegenen Wald und der Feldflur haben.
Dieser Wald- und Feldrand ist eine wichtige ökologische Verbindung. 
Foto©UteKW

Die lichtständigen Gehölzstreifen des Waldmantels tragen nahezu das ganze Jahr über zwischen Wald und der intensiv genutzten Feldflur ein breit gefächertes Nahrungsangebot auf kleinem Raum. Im zeitigen Frühjahr sind es die Knospen und Triebe, gefolgt von Blüten, Samen, Blättern und Früchten. Schließlich das ganze Jahr über Rinde, Holz und Wurzeln. Dies ist wiederum die Voraussetzung für ein reichhaltiges Insektenleben, insbesondere für Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge. Der Trippstatder Schlosspark ist somit auch ein Beispiel für eine funktionierende Zivilisationsökologie zwischen Pflanze, Tier und Mensch.


hukwa

Donnerstag, 16. Juli 2020

Eine einfache Antwort auf eine einfache Frage oder Seinsverbundenheit

Der größte Teil der Menschen existiert in einer Art von materiellem Vakuum des Nicht Seins. Sie haben das Sein verlassen und befinden sich nun in einer materiellen Welt in der sie sich mehr als Gegenstand sehen, denn als Seinswesen. Die festgefahrenen Strukturen unseres materialistischen Zeitalters ummauern den Seinsgedanken. Philosophisch haben wir uns vom Weltbild eines Platon schon so weit entfernt, dass es fraglich ist ob wir je wieder eine Seinsebene erreichen. Von der platonisch abendländischen Metaphysik sind nach über vierhundert Jahren der Aufklärung, nur noch Reste übrig, die in der zeitgenössischen Philosophie ein kümmerliches Dasein führen. Seinsvergessenheit beruht darauf das wir die Wahrnehmung für Sein veloren haben. Der vorherrschende Rationalismus mißtraut den Gefühlen und Emotionen die der Mensch benötigt um ein Seinsgefüge in sich zu finden. Sein erreicht man nur über subjektive Wahrnehmung. Diese Wahrnehmung haben die Philosophen seit vorsokratischen Zeiten immer wieder beschrieben. Das wir diese Wahrnehmung verloren haben beruht auf der Entwicklung zum materialistischen Weltbild hin.
Sein nimmt man durch Verbundenheit wahr. Unser Leben ist ein einziges großes Beziehungsgeflecht in dem unzählige Elemente miteinander gekoppelt und integriert sind. Vor langer Zeit schrieb ein taoistischer Philosoph: "Himmel und Erde und Ich leben zusammen, und alle Dinge und Ich, bilden eine untrennbare Einheit".
Diese "Verbundenheit" kennt man aus Belegen der modernen Quantentheorie, die davon ausgeht, das alles dass einmal war, immer noch miteinander verbunden ist. Wenn man annimmt, das der Kosmos durch den Urknall entstanden ist, also ursprünglich alles eins war, dann muss alles, was heute existiert, miteinander verbunden sein und zwar durch kosmische Kommunikation. Wir sind Teil des kosmischen Drama und unser und unser Sein entspringt diesem kosmischen Urquell.
Auf Gregory Batesons Frage: "Welche Muster verbinden den Krebs mit dem Hummer und die Orchidee mit der Schlüsselblume und alle vier mit mir"?, gebe ich diesem von mir sehr geschätzten Philosophen und Naturwissenschaftler eine einfache Antwort: Das Sein.
hukwa

Mittwoch, 15. Juli 2020

Höhere Wahrheit

Seit Aristoteles hat sich der Prozeß des naturwissenschaftlichen Denkens immer mehr zum Materialismus, den pragmatischen Philosophien und dem Positivismus hin entwickelt. Dies war zwar im gewißen Sinne eine norwendige Entwicklung gewesen doch die gilt es nun aufzuheben, was bedeutet: Man muss die wirklichen Erkenntnisse bewahren (den Weizen von der Spreu trennen) doch sie zugleich in ihrer positivistischen Enge außer Kraft setzen und den Grenzbeton des materialistischen Denkens überschreiten um zu einer höheren Wahrheit zu gelangen. Dies heißt schlicht und einfach: Die Sprache der Natur wieder zu erlernen und nicht der Natur unsere Sprache aufzuzwingen.
hukwa

Mittwoch, 8. Juli 2020

Ganzheitlichkeit

Foto©UteKW
Die Natur ist immer das Ganze. In Schellings Naturphilosophie war die Organismusidee von zentraler Bedeutung sie stand für die Einheit von Geist, Seele und Natur- nachdem schon im 17.Jahrhundert von Descartes die Tiere zu seelenlosen Maschinen erklärt wurden. Schellings Naturphilosophie war eine Entmaterialisierung der Materie, er beschrieb die verborgenen Kräft der Natur. Er schrieb gegen ein frühes positivistisches Weltbild dass alles geistig-seelische verneint und den Untergang der Natur vorbereitete. In einer solchen Philosophie, die über das herrschende materialistische Weltbild hinausphilosophiert, steckt die Kraft der Veränderung und die Ganzheitlichkeit des Menschen aus den verborgenen schöpferischen Kräften der Natur.
hukwa

Samstag, 4. Juli 2020

Lebensnetz

Foto©UteKW
Es scheint als hätte die Spinne der dieses Netz gehört es bewusst so gesponnen das sich die untergehende Sonne darinnen spiegelt. Auch dort wo die Natur nach menschlicher Planung überhaupt nicht vorgesehen ist, spiegelt sie uns ihre Wunder vor Augen. Im Spinnennetz, im Grashalm, im Kieselstein. Geben und Nehmen das ist der Kreislauf der Natur. Wir Menschen setzen in dieser, unserer Zeit nie zuvor dagewesene Rahmenbedingungen ohne zu fragen nach den Umweltverträglichkeiten, dabei könnten wir alles viel umweltgerechter Gestalten- die Mittel dazu besitzen wir. Wir müssen uns nur vor Augen halten dass wir selbst in einem Netzwerk existieren das uns verbindet mit der Amöbe als auch mit der Biosphäre - in einem Lebensnetz.
hukwa

Der "Zuspruch des Feldwegs"

Foto©UteKW
Es war wohl ein Feldweg ähnlich diesem hier, bei dem der deutsche Philosoph Martin Heidegger den "Zuspruch des Feldwegs" empfing. Jener Moment wo in ihm vielleicht der Gedanke der "Seinsvergessenheit" das erste mal aufleuchtete.
Der "Zuspruch des Feldwegs" ist Heideggers Antwort auf die Weglosigkeit des heutigen Menschen gewesen. Hier am Feldweg kann man noch einmal dem Rauschen der alten Obstbäume lauschen, einen Wert in der Welt erkennen. In unserer heutigen globalisierten Weltverdüsterung ist der Ruf des Feldwegs etwas heimisches in einer Unheimischen Zeit. Heimat als nicht naiver Begriff beinhaltet schon die Seinsvergessenheit, die ja nichts anderes ist als die Naturvergessenheit des modernen Menschen.
hukwa

Freitag, 3. Juli 2020

Schmetterlinge im Trippstadter Schlosspark

Foto©UteKW
Schmetterlinge fliegen besonders gern in offenen, blütenreichen Ruderal- und Grasfluren. Um diese Jahreszeit zieht viele Arten besonders der Sandthymian an. So finden sich derzeit im Trippstadter Schlosspark Bläulinge ein. Aber auch der Mauerfuchs, eine Schmetterlingsart die sich vorwiegend in trockenen, grasigen Parkanlagen aufhält. Zwischen ihnen fliegt oft die gelb-schwarz gefärbte Wollbiene, die Pflanzenhaare sammelt, um hiermit ihre Niströhren auszukleiden. Auch Zitronenfalter und Kohlweißling finden sich jetzt im Heumond regelmäßig hier ein. Gäbe es im Park ein paar Wildblumeninseln wäre die Artenvielfalt auch größer.
Unsere Schmetterlinge erfüllen nicht nur als Blütenbestäuber eine wichtige Funktion im Ökogefüge, sondern stellen als Haupnahrungsmittel für Fledermäuse einen sehr wichtigen Faktor im Gleichgewicht der Nahrungsketten innerhalb der Biotope dar.
hukwa

Donnerstag, 2. Juli 2020

Biotopvernetzung in Trippstadt


Ein Stück Wegrain so zu sehen als ob es ein Kontinent wäre
einen Tümpel zu sehen als ob es ein Ozean wäre
das ist Ökologie.
H.W.
Foto©UteKW

Während einer ausgiebigen Wanderung durch die Trippstadter Flur fallen bezüglich der biologischen Vielfalt die vielfältigsten und unterschiedlichen Lebensräume in der Region auf. So finden sich:
Felsen und Gesteinshalden
Gewässer und Ufer mit kleinen Sumpfgebieten
Wege, Äcker und Trockenmauern
Wiesen und Weiden
Wälder und Gebüsche (Feldflur mit altem Baumbestand)
Parkanlage (Schlosspark)
Alte Obstbaumbestände in der Feldflur

Diese recht unterschiedlichen Lebensräume und ihr teilweise dichtes Nebeneinander sind für die Umgebung von Trippstadt ein ganz besonderes Beispiel für die biologische Vielfalt der Lebensräume.
Betrachtet man die Tier- und Pflanzenarten die hier existieren etwas näher, so fallen einige Besonderheiten ins Auge, vor allem von seltenen Arten, die ich in Kürze extra auflisten werde.
Bedingt durch die großen Waldgebiete die Trippstadt umschließen sind die einzelnen Lebensräume stark vernetzt und ergeben somit einen gesamtökologischen Verbund.
Man spricht in diesem Fall von einer Vernetzung der Biotope zu Biotopsystemen und versteht darunter ein räumliches Gefüge von Biotopen, das den Ansprüchen der Arten und ihren Vergesellschaftungen gerecht wird. Auch das Arteninventar ist verschiedentlich noch recht stabil.
Sie sind daher unabdingbar zu erhalten und nachhaltig zu pflegen.
Vor allem einige Wiesen, darunter nahezu alle Feucht- und Nasswiesen der Quellen und Bachtäler (Moosalbtal, Neuhöfertal), haben eine sehr wichtige Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz.
Sie beherbergen nicht nur eine Vielzahl seltener Pflanzen- und Pflanzengesellschaften sondern sind für eine große Anzahl von Kleintieren und Säugetieren ein unverzichtbarer Lebensraum.
Je höher die Zahl der Blütenpflanzen steigt (Aussaat-Nachpflanzung), desto stärker nimmt die Artenvielfalt der Insekten zu und dies fördert wiederum die Singvögel.
Welche Pflanzenvielfalt auf einer Wiese im Verbund mit angrenzendem Wegrain existiert
zeigt eine Auflistung vom Juni 2020:
Wiese:
Scharfgarbe, Kuckuckslichtnelke, Wilde Möhre, Aufrechte Trespe, Knäuelgras, Margerite, Wiesenstorchenschnabel, Wiesenkerbel, Spitzwegerich, Wiesensalbei, Raygras, Wiesenschaumkraut, Kamille,Weißklee, Rotklee, Rainfarn, Klatschmohn, Beifuß, Zittergras u.a.

Angrenzender Wegrain:
Taubenkropf-Leimkraut, Johanniskraut, Waldgeißblatt, Hornklee, Weißstrahl, Sauerampfer, Habichtskraut, Frauenmantel, Wilde Karde, einige verwilderte Kulturpflanzen, verschiedene Gräser u.a.

Besuch von Tagfaltern:
Großer Kohlweißling, Zitronenfalter, kleiner Heufalter, verschiedene Bläulinge, Kleiner Fuchs.

Bei dieser Wiese mit Wegrain handelt es sich zwar um Kleinbiotope, doch stellen sie wichtige Bindeglieder für die Biotopvernetzung in Trippstadt dar. Für viele Kleintiere ist diese Wiese mit Wegrain nicht nur Lebensraum sondern auch Wanderpfad: Molche, Kröten, Frösche, Blindschleichen und Eidechsen sowie viele Insekten können hier von einem Biotop zum nächsten gelangen.
Foto©UteKW

Gleich hinter der Wiese steht ein kleines Schlehenwäldchen das wiederum ein eigenes Biotop darstellt. Wissenschaftler haben über 100 verschiedene Insekten an einer einzigen Schlehenhecke gezählt. Allein sieben Tagschmetterlingsarten benötigen den Strauch als Futterpflanze für ihre Raupen. Von den 40 in Hecken lebenden Vogelarten fressen 80 Prozent die Schlehenfrüchte. Damit ist die Vogeldichte mit zehn Arten je 100 Meter zehnmal so groß wie im Waldinnern.
Solche Feldgehölze wie diese Schlehenhecken bilden ein „tragendes Netzwerk“ unseres heimischen Artenreichtums. Sie vernetzen die Biotope miteinander und dienen somit als Ausbreitungsbahnen für viele Tierarten.


hukwa


Mittwoch, 1. Juli 2020

Mauerbienen und Mauerpflanzen in Trippstadt


Die Ökologie beschreibt eine dynamische und verwobene Welt der Beziehungen. Gewollt oder ungewollt spielen auch wir unsere Rolle in diesem Netzwerk, sind Verursacher oder Betroffene.
Trippstadt verfügt nicht nur über zahlreiche Trockenmauern außerhalb des Ortes sondern auch über eine große Anzahl von Sandsteinmauern innerhalb der Ortschaft. Diese zum Teil sehr alte Mauern beherbergen eine reiche Artenvielfalt, die sich auf diesen besonderen Lebensraum eingestellt haben.

Fotos©UteKW

In vielen Mauerritzen rankt der zierliche Mauerrauten-Farn, Zimbelkraut und Mauerpfeffer finden sich ebenso. Efeu und Wilder Wein klettern an den Wänden hoch. Vor allem im Efeu sammeln sich gerne Vögel zum Schlafen, weil er ein geschützter Schlafplatz ist.
Das gilt vor allem für Mauern an den Wald- und Feldrändern. Die alten Steine sind nicht nur heimatgeschichtlich interessant, sondern zwischen ihnen, in zahllosen Ritzen und Fugen befinden sich die Wohnstätten von Eidechsen und anderen Kleintieren.
An diesen Mauern finden sich auch Wildbienen ein. In Trippstadt findet sich noch recht häufig die „Mauerbiene“ (Osmia rufa). Sie bewohnt vorhandene Hohlräume in Mauerfugen oder besiedelt verlassene Fraß- und Bohrlöcher anderer Insekten in Zaun und Weidepfählen. Nach dem Eintragen von Pollen als Nahrungsvorrat für die später dort aufwachsenden Larven und der Eiablage mauert diese Wildbienenart mit einer Art Mörtel, bestehend aus Lehm und ihrem Speichelsekret, die Brutkammer zu. Anschließend legt sie die nächste Zelle an, dann wird das Nest der einzeln lebenden Biene endgültig vermauert.
Ideal für diese Wildbienen sind Mauern an Wegrändern bei denen Wildblumen wachsen, so dass sie die Nahrung vor der „Haustür“ finden.
Die „Zweifarbmauerbiene“ (Osmia bicolor) baut ihre Wohnung in alte, leere Schneckenhäuser in denen sie ihren Pollenvorrat anlegt. Sie sammelt diese wie alle Mauerbienen nicht mit den Beinen, wie unsere Honigbiene, sondern mit dem Bauch, deshalb nennt man diese Wildbienenart auch „Bauchsammlerbienen“. Beide Arten Osmia rufa und Osmia bicolor finden sich in Trippstadt im Schlosspark sowie an den Felsen der Burgruine Wilenstein.
An verschiedenen Trippstadter Altmauern, wie beim alten Kindergarten, finden sich Brombeerbüsche, hier lebt die Lehm-Pillenwespe (Odynerus laevipes). Sie zeigt eine den Mauerbienen ähnliche Nestbauweise.
Im Gegensatz zu den Wildbienen ist sie ein Raubinsekt und trägt für ihre Brut gelähmte Beutetiere heim. In einer Brutzelle im hohlen Brombeerstengel bringt sie fünf bis sechs Raupen ein, die sie durch einen Stich gelähmt hat. So wird der Nahrungsvorrat für die Larven immer frisch gehalten. Den Brombeerstengel mörtelt sie zu.
An der „Pletschenmauer“ findet man die Kreiselwespe. Sie braucht ein offenes Areal mit Mauern und Verbuschung. Ihre Höhle baut sie am Boden. Im Gegensatz zu anderen Wespenarten betreibt sie aktive Brutpflege. Der Erdbau wird immer wieder aufgegraben und mit frischen Schwebefliegen die sie erbeutet bestückt. Auch diese Art wird immer seltener da es oft an geeigneten Nistmöglichkeiten fehlt.

Ein weiterer Bewohner der Trippstadter Trockenmauern ist die Steinhummel (Bombus lapidarus) sie beginnt im Frühjahr mit dem Nestbau und im Spätsommer ist ein Staat entstanden der bis zu 300 Einwohner haben kann.
Für Wildbienen und seltene Wespenarten wie die hier beschriebenen ist es wichtig, dass man an Wegböschungen, Trockenmauern und Rainen auch über Winter einen Teil der dort wachsenden Pflanzen überwintern lässt, damit ihre Brut im darauffolgenden Frühjahr ausfliegen kann. Wenn diese sensiblen Ökonischen dem grauen Beton und Einheitsgrün weichen müssen, sieht die Zukunft unserer Kleinlebewesen düster aus.
 hukwa