Montag, 22. November 2010

Gedanken im Neblung

Grau und neblig sind die Tage geworden. Der Wald empfängt nun den Wanderer mit der gesamten Wucht seiner geheimnisvollen Mystik. Der naturbewusste Mensch spürt das bald Schnee fallen wird. Wie Klagen dringen die Zwitschertöne der Meisen aus dem Tannendickicht. Majestätisch und meditativ ragen Eichen und Buchen in die Lüfte, wie Krallen greifen die Laublosen Äste ineinander. Fast wie eine mächtige uralte Kathedrale erscheint uns nun der Naturraum Wald. Wenn auch alles wie erstarrt erscheint, herrscht doch überall verborgenes Leben vor. Wer jetzt wandert spürt in sich die Ahnung von einer Welt jenseits der alles überlagernden Realität. Es ist als öffne sich ein Spalt in eine andere Welt, als würde man in eine archaische Naturdimension hinein wandern. Ja, es ist als öffne sich hier im Wald in uns, ein inneres Bild, dass die uns umgebende Natur, in uns hineinspiegelt. Eine Imago der uns umgebenden Landschaft. Die Imaginationskraft des Waldes ist sehr stark und befinden wir uns in einem mystischen Wald, erscheint es uns fast als Gewißheit, das es neben der objektiven Realität auch eine subjektive Realität der Geisterscheinungen gibt. Besonders im November, im Neblung, wie ihn die Alten nannten, scheint sich während einer Wanderung durch den Wald unsere Sinneswahrnehmungen etwas zu verändern, und manch einer bekommt dan das Gefühl nicht kos in eine andere Welt hinein zu wandern.
hukwa

Sonntag, 7. November 2010

Waldtor

Die Kunst des meditativen Wanderns

Wer sich zu einer Wanderung aufmacht sollte dies bewusst tun. Wandern bedeutet sich bewegen, sich bewusst bewegen. Wenn wir spazieren gehen, laufen wir oftmals einfach los. Wenn wir zu einer Wanderung aufbrechen, haben wir in der Regel ein Ziel vor Augen: Eine Burg, ein Baum, ein Ort, eine Quelle oder sonst eine Sehenswürdigkeit. Doch wenn wir uns Wochen später an unsere Wanderung zurückerinnern, fällt uns auf, dass in der Erinnerung vor allem jene Dinge und Erlebnisse zurückgeblieben sind, die wir auf unserem Wanderweg gesehen oder erlebt haben. Denn: Der Weg ist das Ziel! Dies ist eine Weisheit die jeder erfahrene Wanderer schon einmal gemacht hat. Wandern hat viel mit „er-fahren“ zu tun. Das alte Wort fahren umfasst jede Art von Fortbewegung, wie z.B. das Wort Pilgerfahrt, Zugfahrt oder Autofahrt uns zeigt. Erfahren kommt von ervan und heißt ursprünglich nichts anderes als „reisend erkunden“. Wenn wir also etwas er-fahren wollen müssen wir uns auf den Weg machen. Meditatives Wandern hat eine Ähnlichkeit mit pilgern, auch jene die sich auf eine Pilgerreise begeben, lassen für einige Zeit ihr Alltagsbewusstsein hinter sich und machen ihren Geist offen für neue Erfahrungen.

Beim meditativen Wandern sind wir mit unserem ganzen Bewusstsein unterwegs. Das bedeutet, dass wir uns nicht nur im geographischen Sinn auf den Weg machen, sondern auch geistig. Wandern ist eben etwas Ganzheitliches.

In den gesammelten Werken Christian Morgensterns findet sich folgende Tagebuchnotiz: „Ich bin wie eine Brieftaube, die man vom Urquell der Dinge in ein fernes, fremdes Land getragen hat und dort freigelassen hat. Sie trachtet ihr ganzes Leben nach der einstigen Heimat, ruhelos durchmisst sie das Land nach allen Seiten. Und oft fällt sie zu Boden in ihrer großen Müdigkeit und man kommt, hebt sie auf und pflegt sie und will sie ans Haus gewöhnen. Aber sobald sie die Flügel nur wieder fühlt, fliegt sie von neuem fort, auf die einzige Fahrt, die ihrer Sehnsucht genügt, die unvermeidliche Suche nach dem Ort ihres Ursprungs“.

Wandern und Pilgern sind keine zwei verschiedenen Paare von Wanderschuhen, jedenfalls nicht beim meditativen Wandern. Denn bei dieser Art des Wanderns nähern wir uns wieder jenem „Urquell der Dinge“, oder versuchen es wenigstens, die Christian Morgenstern in seiner Tagebuchnotiz beschrieb. So kann meditatives Wandern zu einer „Quest“, einer Sinnsuche werden.

Wenn wir uns zu einer Wanderung aufmachen sollten wir die Banalitäten des Alltags hinter uns lassen, den wir wollen doch vom Alltagseinerlei in den All – Tag hineinwandern. Wir sollten während unserer Wanderung ein Allumfassendes Bewusstsein mit uns führen. Wir wollen die Wunder der Natur sehen und spüren, wollen im Schöpfungsalphabet von Mutter Natur lesen und den „Zuspruch“ der Wald- und Wiesenwege in uns einfließen lassen.

Während des meditativen Wanderns kehren wir zu unserem inneren Selbst zurück so ist Wandern auch ein Stückchen Therapie und Selbsterfahrung. In der freien Natur begegnet uns immer wieder Neues, jede Wanderung ist eine Erfahrung und es kann ja nur vernünftig sein den eigenen Hintergrund zu erweitern und somit für neue Erfahrungen empfänglicher zu werden. Denn beim Wandern finden wir viel Zeit für uns selbst und dies sollten wir als ein recht bedeutendes persönliches Kapital ansehen. Denn was unser heutiges Dasein ganz besonders hemmt und verwickelt macht, ist die Vorstellung der Zweckbestimmtheit, die ja inzwischen schon fast jeden Vorgang des menschlichen Lebens beherrscht. Diese Vorstellung ist ja insofern in Ordnung soweit sie unsere wirtschaftliche und verstandesmäßige Existenz betrifft, beim meditativen Wandern allerdings tritt man in eine Bewusstseinsphäre ein, die eben nicht Zweckbestimmt ist denn wir fühlen uns bei dieser Art des Wanderns der Natur und ihren Schöpfungen sehr nahe. Denn durch meditatives Wandern gewinnen wir neue Erfahrungen und erweitern somit auch unser Bewusstsein, denn die Natur ist ein Ort der Besinnung und des Entzückens. Durchdrungen von ihr kann der Mensch seine Allverbundenheit mit dem Kosmos erfahren, Natur soll uns eine Sache der Andacht sein und nicht der Ausbeutung.

hukwa

Montag, 1. November 2010

Denksatz

Philosophie das ist dass Abenteuer sich jeden Tag von neuem ins Meer des Denkens zu stürzen. Immer wieder tief zu tauchen, bis man den Boden des Denkens erreicht, in der Hoffnung eine Muschel zu finden die eine besondere Perle enthält. Manchmal findet der Philosoph solch eine Perle aber dafür muss er sehr tiefe Gewässer aufsuchen.
hukwa