Freitag, 15. Mai 2009

Die Bittere Schleifenblume

Die Rote Liste Rheinland – Pfalz führt Iberis amara, bekannt als Bittere Schleifenblume, als eine vom Aussterben bedrohte Wildblumenart. In der näheren Umgebung von Trippstadt ist diese alte Heilpflanze an mindestens drei Standorten noch heimisch. Die Bittere Schleifenblume gehört zu den alten Heilpflanzen, die in gängigen Büchern über Heilkunde selten auftaucht. Gerade deswegen ist es interessant, die Geschichte dieser selten gewordenen Pflanze, aus einem historisch-botanischen Umriss vorzustellen, spannt sie doch einen Bogen von der Antike bis in unsere Tage. Bereits den alten griechischen und römischen Autoritäten der Medizin war diese Pflanze, gut bekannt, da mehrere Arten der Gattung Iberis im Mittelmeergebiet verbreitet sind.
Plinius d. Ä. (23-79n.Z.) beschreibt sie in seiner Naturgeschichte (Historia Naturalis). Im Werk des Dioskurides Pedanios aus Anazarbos, das auf 60 und 78 n.Z. datiert wird, findet man die Pflanze ebenfalls.
Im Mittelalter finden wir Iberis amara, bei verschiedenen Autoren, allen voran dem im Pfälzerwald beheimateten Arzt, Theologen und Botaniker Hieronymus Bock (1498-1554),
dieser „Heilkundige des Pfälzerwaldes“, gab im Jahre 1546 ein Kräuterbuch heraus, das zu den besten seiner Zeit zählt, da es neben der medizinischen Verwendung auch Angabe über Fundorte aus seiner Heimat, eben dem Pfälzerwald enthält. Der bedeutenste humanistische Mediziner des 16. Jahrhunderts, Leonhart Fuchs (1501-1566) beschreibt in seinem Werk
„De Historia Stirpium“ (deutsche Ausgabe New Kreuterbuch) von 1542/43 die Pflanze.
Dieses Buch enthält sehr naturalistische Abbildungen, nach denen man noch heute Pflanzen
Bestimmen kann. Weiterhin finden wir Beschreibungen der Pflanze in den bekannten mittelalterlichen Werken von Malthiolus (1501-1577), Dodonaeus (1517-1585), Lonicerus
(1528-1554) und Tabernaemontanus (1522-1590).
Ausgehend von den Büchern dieser Autoren wurden im 17.Jahrhundert berühmte Schaugärten angelegt, wo auch die Bittere Schleifenblume kultiviert wurde.
Im 18.Jaqhrhundert wird die Tradition der Sammelwerke fortgesetzt. Der Urvater der botanischen Taxinomie Carl von Linne, beschreibt die Pflanze ausführlich.
Bei allen Autoren wird die Pflanze zur Anwendung bei Magen-Darm Erkrankungen beschrieben. Die kultivierte Form von Iberis amara ist bis heute ein Klassiker unter den pflanzlichen Heilmitteln. Ihre Wirksamkeit ist in klinischen Studien eindeutig belegt.
So konnte nach 500 Jahren die empirischen Beobachtungen der alten Kräuterbuchautoren und vielen Kräuterkundigen und ihrer antiken Vorläufer durch die moderne Medizin bestätigt werden.
hukwa